Bad Aibling, 05. Februar 2025
Vor 52 Jahren wurde Marianne Mayer Faschings-Kinderprinzessin in Bad Aibling, viele Jahre später dann ihr Sohn. Heute hält ihr Enkel, Andreas Mayer junior, das Zepter in der Hand. Die
Adels-Familie im Gespräch über ihre unglaubliche Geschichte.
An den Moment, als Marianne Mayer Prinzessin wurde, kann sie sich noch gut erinnern.
„Ich war aufgeregt, bis zum Gehtnichtmehr“,
sagt sie und lacht. Nicht verwunderlich, denn mit diesem Augenblick begann eine Tradition, die bis heute anhält.
Mayer wurde 1973 die erste Kinderprinzessin des Trachtenvereins „D‘Oberlandler Bad Aibling“. Zusammen mit ihrem Bruder Hansi Lipp regierte sie in der Stadt. Jetzt,
52 Jahre später, hat ihr Enkel das Zepter in der Hand.
Lange Zeit gab es in dem Trachtenverein „D‘Oberlandler Bad Aibling“ kein Kinderprinzenpaar. Geändert hat sich das erst 1973. „Dann hieß es plötzlich vom Vorstand,
ihr macht das jetzt einfach mal“, erinnert sich Marianne Mayer an ihre Amtseinführung. In die Wege geleitet hatte das der damalige Vorsitzende und Schuster Hans Waldhör. „Der Hans und mein Vater
haben sich gut gekannt und vielleicht fiel deshalb die Wahl auf mich und meinen Bruder“, sagt Mayer. Ihre Familie war schon lange in Trachtenverein aktiv.
Dass diese Ehre aber gerade Marianne Mayer zukam, das kann sie bis heute kaum begreifen. Damals war sie gerade einmal neun Jahre alt. An ihre Amtszeit hat sie vor
„lauter Aufregung“ kaum klare Erinnerungen. „Ich kann mich nicht einmal mehr an den Walzer erinnern, den wir getanzt haben“, sagt Mayer.
Über 1.000 Kinder - das war der Wahnsinn
Damals gab es für das Kinder-Prinzenpaar nur einen Auftritt. Beim traditionellen Kinderfasching im
Kurhaus Bad Aibling mussten die Geschwister den Besuchern ihren Walzer vorführen. Schon 1973 sei das Kurhaus am Faschingsdienstag „rappelvoll“ gewesen.
Über 1.000 Kinder hätten sich dort getummelt. „Das war der Wahnsinn und hat mich wahrscheinlich noch mehr aufgewühlt“, sagt Mayer.
Doch auch wenn sich die erste Kinder-Prinzessin von Bad Aibling nur verschwommen an ihre Amtszeit erinnert, war es für sie eine große Ehre. Dass der Trachtenverein
auch heute noch ein Kinder-Prinzenpaar stellt, freut Mayer sehr. Denn nicht nur ihr Sohn Andreas hat schon einmal das Amt übernommen. Derzeit ist ihr Enkel, Andreas Mayer junior, der amtierende
Kinder-Prinz und das findet die Oma „super“.
Zusammen schwelgen sie nun in Erinnerungen und denken darüber nach, was sich in den vergangenen Jahren alles verändert hat. Oma Marianne fällt dabei sofort das
Thema Kleidung ein.
Kleider wurden anfangs weitergegeben
Denn 1973 brauchte es nur ein Gewand für den einen Auftritt im Kurhaus. „Meine Mutter hat mir für den Faschingsdienstag Rosen auf mein Kleid genäht“, erinnert sich
Marianne Mayer. Danach wurde ihr Kleid an die nächste Kinderprinzessin weitergereicht. Und die reichte es dann an ihre Nachfolgerin weiter. „Jede Prinzessin hat dann Änderungen vorgenommen. Die
eine wollte es enger haben, die andere wollte die Ärmel nicht mehr und wieder eine andere hat den Rock verändert“, sagt Mayer.
Dann war damit plötzlich Schluss.
Die Familien der Prinzessinnen wollten das Kleid selber aussuchen. Das erste Gewand der ersten Kinderprinzessin wurde daraufhin nicht mehr weitergereicht. Eine
Voraussetzung für die Kleiderwahl ist nach wie vor geblieben. Es müssen die Farben weiß und blau dabei sein, da diese den Trachtenverein widerspiegeln. „Das ist bis heute so geblieben“, sagt
Andreas Mayer junior. Auch er und seine Prinzessin, Veronika Herzog, müssen sich daran halten.
Dass sich die Kinder jetzt selbst um ihre Kleiderwahl kümmern wollen, hat vielleicht auch damit zu tun, dass sie heute um die 30 Auftritte absolvieren müssen. Für
Andreas Mayer junior scheint diese Anzahl an Veranstaltungen, ein Klacks zu sein. „Es ist schon viel, aber die sind über eine lange Zeit gestreckt und dadurch ist das ganz okay“, sagt der
Zwölfjährige. Für ihn steht dabei vor allem der Spaß im Vordergrund. Und tanzen kann Andreas Mayer junior auch ohne Probleme.
Damals vs. heute
„Als wir damals den Walzer getanzt haben, haben wir nur einfache Tanzschritte genommen“, erinnert sich Marianne Mayer. Bei ihrem Enkel ist das anders. „Sie müssen
mehr auf die Haltung achten und auch Hebefiguren miteinbauen“, so Mayer. Zudem muss das Prinzenpaar heutzutage zu seinem närrischen Volk sprechen und sich in kurzen Sätzen vorstellen. Auch das
hat es damals nicht gegeben. „Ich habe mir damals nur gedacht: Gott sei Dank brauche ich nichts zu sagen“, sagt Mayer und lacht.
Eine weitere große Veränderung kam 1990. Ab da stellten die Oberlandler ihre eigene Kindergarde. Immer mehr Kinder aus dem Verein kamen dazu und hatten Freude
daran. Aktuell sind circa 30 Kinder dabei.
Aus der Kindergarde wurde mittlerweile eine „Kinder- und Jugendgarde“ und diese ist nicht mehr aus dem
Fasching wegzudenken.
Für Andreas Mayer junior ist das Amt des Kinderprinzen etwas Besonderes. Er hat sichtlich Spaß daran. Auch das Geheimhalten seines neuen Postens war für ihn
spannend. „Er musste sich oft mit Notlügen herausreden, damit er nichts verrät“, sagt seine Oma. Nur sie und die Eltern wurden vom Elfjährigen in sein Geheimnis eingeweiht. Als Andreas Mayer
junior gefragt wurde, ob er das Amt übernehmen möchte, musste er nicht lang überlegen. „Ich hab aber direkt gesagt, dass ich das nur mit der Vroni machen werde und wenn sie Nein sagt, dann mache
ich es auch nicht“, sagt er.
Dass sich das Amt in der Familie wiederholt, ist für Oma Marianne etwas Schönes. Vor allem, dass ihr Enkel das auch gerne machen wollte. „Die Mädchen träumen davon,
einmal Prinzessin zu sein. Bei den Buben muss man dann schon mal mehr nachfragen. Deshalb freut es mich sehr, dass Andreas es macht“, sagt Mayer sichtlich stolz.
Einmalige Konstellation
Daran schließt sich auch der Trachtenverein „D‘Oberlandler Bad Aibling“ an. „Die Familie Mayer ist ein hervorragendes Beispiel für langjähriges Engagement im
Trachtenverein und dafür, wie Traditionen generationsübergreifend weitergegeben werden“, sagt Werner Seidl, Gardebetreuer der Oberlandler Kinder- und Jugendgarde. Dass Oma, Sohn und Enkel
Prinzessin beziehungsweise Prinzen werden, sei in dieser Konstellation einmalig. „Das Faschings-Gen wird bei uns Oberlandlern gern von den (Ur)-Großeltern über die Eltern auf
unsere Kinder übertragen, ganz getreu unserem Motto: Tradition und Brauchtum für Jung und Alt“, sagt Seidl.
Quelle OVB/J. Beuerlein / Mittwoch, 05. Februar 2025